Hannover, 5. Mai 2015 – Was haben Ottfried Fischer und Muhammad Ali gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Doch leben beide seit mehreren Jahren mit den Symptomen der Krankheit Morbus Parkinson. Die Vorzeichen einer beginnenden Parkinsonerkrankung sind leider oft sehr unspezifisch und daher schwer zu deuten. Frühsymptome werden nicht selten dem allgemeinen Alterungsprozess zugeschrieben. Die Krankheit kündigt sich durch Glieder- oder Nackenschmerzen an, allerdings auch durch depressive Verstimmungen, sodass sich die Patienten zunehmend von Familie und Freunden zurückziehen. Bei vielen Menschen verschlechtert sich lange vor dem Einsetzen der Bewegungsstörungen der Geruchssinn. Auch Gangunsicherheit und Sturzneigung sind diskrete Hinweise, die eine intensive Diagnostik nach sich ziehen sollten. Die Apothekerkammer Niedersachsen klärt auf, wie sich Betroffene und deren Angehörige auf das Leben mit der Erkrankung einstellen können.
Vielseitige Symptome
Morbus Parkinson ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems. Aus noch unbekannter Ursache sterben nach und nach Zellen ab, die Dopamin bilden – einen Botenstoff, der zu den sogenannten Glückshormonen zählt. Durch den zunehmenden Dopaminmangel entsteht ein Übergewicht an anderen, im Gehirn produzierten Botenstoffen. Ein unausgeglichener Hormonhaushalt innerhalb des Nervensystems ist die Folge und verursacht Symptome wie Muskelstarre, Unbeweglichkeit, Haltungsunsicherheit beim Gehen oder Stehen und häufig das Zittern der Hände in Ruhe. Hinzu können Verdauungsprobleme, unregelmäßiger Schlaf sowie ein gestörtes Geruchsempfinden kommen. Morbus Parkinson ist in der Regel eine Alterserscheinung: Nur 10 Prozent der Erkrankten sind bei der Diagnosestellung jünger als 40 Jahre. Bei mehr als 50 Prozent der Betroffenen wird die Krankheit zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr erkannt. Von den 60-Jährigen ist durchschnittlich ein Prozent erkrankt, mit zunehmendem Alter steigt der Prozentsatz.
Die Krankheit in den Griff bekommen
Die Ursachen von Morbus Parkinson sind noch nicht erkannt. Wer erkrankt ist, kann bisher nicht geheilt werden, aber eine medikamentöse Therapie lindert die Beschwerden und hilft, eine möglichst hohe Lebensqualität zu erhalten. Ein gut eingestellter Patient kann mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung wie ein nicht erkrankter Mensch rechnen. In der ersten Therapiephase und bei Änderungen der Behandlung ist Geduld erforderlich, da anfangs unerwünschte Arzneimittelwirkungen wie zum Beispiel Tagesmüdigkeit auftreten können, die später wieder nachlassen. Wichtig ist, dass der Patient die Therapie trotz Nebenwirkungen nicht abbricht, sondern mit seinem Arzt auf eine gute medikamentöse Einstellung hinarbeitet.
Auf die positive Haltung kommt es an
Je aufmerksamer der Patient seine Therapie mitgestaltet, desto erfolgreicher ist sie. Die konsequente Einhaltung der mit dem Arzt vereinbarten Therapieempfehlungen durch den Patienten wird auch als Adhärenz bezeichnet. Der Therapieplan wird dabei gemeinsam zwischen Behandler und Patient erarbeitet, der Patient übernimmt innerhalb des Behandlungsprozesses eine aktive Rolle. Durch gezielte Fragen und eine eingehende Beratung kann der Apotheker die Medikation im Alltag begleiten und den Patienten dazu ermutigen, alle Zweifel mit ihm und den Ärzten zu besprechen. Insbesondere wenn der Patient bereits viele unterschiedliche Medikamente einnimmt und daher eine sogenannte Polymedikation vorliegt, ist das Fachwissen des Apothekers gefragt. Als Polymedikation bzw. Multimedikation bezeichnet man die medikamentöse Versorgung, bei der ein Patient fünf oder mehr verschiedene Medikamente als Dauermedikation einnimmt. Mit der Anzahl der gleichzeitig angewendeten Medikamente steigt auch das Risiko z. B. für Neben- oder Wechselwirkungen. Apotheker können die Verträglichkeit zwischen den einzunehmenden Präparaten beurteilen und liefern Hilfsmittel für den Alltag, beispielsweise in Form eines Dispensers, einer Plastikbox, in der die Medikamente für jeden Wochentag und Einnahmezeitpunkt einsortiert werden können. Sie beraten den Patienten zu verschiedenen Darreichungsformen der Arzneien, um das Einnehmen zu erleichtern und motivieren zum Durchhalten der Therapie.
Achtung bei der Selbstmedikation
Wenn sich Patienten bei Gesundheitsproblemen in Eigenregie behandeln, sollten sie die Medikamente stets in Rücksprache mit dem Apotheker auswählen. Zudem ist es sinnvoll, den behandelnden Arzt über die Selbstmedikation zu informieren. Zwar zeigen die meisten frei verkäuflichen Schmerz- und Erkältungspräparate in der Regel keine Wechselwirkungen mit Parkinsonmitteln, dennoch könnten bestimmte Hustenstiller sowie abschwellende Nasensprays von Fall zu Fall problematisch sein.
Für die Behandlung von Morbus Parkinson sind Medikamente natürlich sehr wichtig, aber auch die sozialen Aspekte der Krankheit sollten bedacht werden. Betroffene können beispielsweise zur psychologischen Unterstützung Selbsthilfegruppen aufsuchen. Informationen erhalten sie unter anderem bei ihrem Apotheker. Damit Patienten den Mut finden, ihre Krankheit zu akzeptieren und ihr Leben trotzdem lebenswert zu gestalten, haben sich unterstützend zur medikamentösen Therapie unterschiedliche Methoden bewährt: An Parkinson Erkrankte, die Angebote wie Rehasport, Physio- und Ergotherapie wahrnehmen, schulen damit ihre Beweglichkeit und Körperbeherrschung. Auch erleben viele Patienten Kunst und Musik als heilsame Therapieformen für sich. Durch diese Heilbehandlungen nehmen die Hemmungen ab, sich mit der Krankheit in die Öffentlichkeit zu begeben. Solche Angebote helfen, die Freude am Leben zu bewahren und Kontakte mit anderen Menschen zu pflegen. Das hält nicht nur vital, sondern verbessert auch die Lebensqualität um ein Vielfaches.
Pressemitteilung der Apothekerkammer Niedersachsen